Dienstag, 20. November 2012

Er hätte dringend jemanden gebraucht, der den Glauben an seinen Weg mit ihm teilte, damit auch er daran glauben konnte.
Niemand sagte die Worte, nach denen er sich so sehnte. Niemand sagte: Sie werden es schaffen Harold, denn das ist die beste Idee aller Zeiten.
Ihre Heilmethode ist ziemlich alternativ; ich weiß nicht wie sie darauf gekommen sind. Aber vielleicht braucht die Welt ja genau das: Ein bisschen weniger Vernunft und ein bisschen mehr Glauben.
Rachel Joyce

Freitag, 16. November 2012


Harold konnte an keinem Fremden mehr vorbeigehen, ohne die Tatsache zu würdigen, dass alle Menschen gleich waren und doch einzigartig, und dass darin das Dilemma des Menschseins bestand. 
Er ging mit so sicherem Schritt, als hätte er sein ganzes Leben nur darauf gewartet, aus seinem Sessel aufzustehen.
Rachel Joyce

Donnerstag, 8. November 2012

Sie sagte: "Wenn ich nur einen Funken ihres Glaubens hätte!"
"Aber das haben sie doch."
"Nein", sagte sie. "Ich warte auf etwas, was nie eintreten wird."
Rachel Joyce

Sonntag, 4. November 2012

Als er weiterging konnte er an nichts anderes denken als an die radelnde Mutter. Er fragte sich, wann sie wohl so verzweifelt gewesen war, dass sie sich die Arme aufgeschnitten hatte, um zu verbluten. Er wünschte, er hätte etwas sagen können. Etwas, was sie für immer davon abhielte, es wieder zu tun.
Rachel Joyce

Dienstag, 30. Oktober 2012

Harold hielt gebannt den Atem an. Er wollte die kleinste Veränderung mitverfolgen. Goldenes Licht lag auf dem Land, sogar seine Haut wärmte sich davon. Zu seinen Füßen knackte und knisterte die Erde. Die Luft roch grün und nach tausendfachem Neubeginn. Harold war so müde, dass er kaum die Füße heben konnte und doch beflügelte ihn eine solche Hoffnung, dass ihm schwindlig wurde.

Die Idee war verrückt und sah ihm überhaupt nicht ähnlich, aber mit Alzheimer hatte sie nichts zu tun. Sie besaß sogar eine eigene Schönheit, und wenn auch nur die, dass Harold zum ersten mal und allen Widrigkeiten zum Trotz etwas tat, woran er glaubte.
Rachel Joyce

Sonntag, 21. Oktober 2012

Die Leute kauften Milch, tankten ihre Autos auf, brachten Briefe zur Post. Und niemand wusste, welche entsetzliche Last sie mit sich herumschleppten. Welche unmenschliche Anstrengung es sie manchmal kostete, normal zu erscheinen, zugehörig zur scheinbar so einfachen Welt des Alltäglichen.
Rachel Joyce

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Liebes Mädchen von der Tankstelle, ich frage mich, ob sie beten? Ich habe es einmal versucht, aber da war es zu spät.
PS: Bin immer noch unterwegs.
Rachel Joyce